In einer Zeit, in der sich die Weltwirtschaft und die Gesellschaft in einem rasanten Wandel befinden, stellt sich die Frage nach dem Unternehmen der Zukunft. Wie müssen Unternehmen strukturiert sein und welche Werte müssen sie verkörpern, um in einer zunehmend komplexen und unsicheren Welt erfolgreich zu sein? Der Freiheitsprozess, eine Methode zur Bewusstseinsentwicklung und Zukunftsbildung, bietet Antworten auf diese Fragen und beschreibt die Evolution von Unternehmen in vier Phasen: Initiative, Differenzierung, Integration und Assoziation.
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1. Initiative: Die Geburt einer Idee
Jede Unternehmensgründung beginnt mit einer Initiative, einem Impuls, einer guten Idee. In dieser Phase steht die Unternehmensperson im Mittelpunkt, die mit ihrer Vision und ihrem Engagement den Grundstein für das Unternehmen legt. Die Strukturen sind in dieser Phase noch flach und personenzentriert, da die Gründerperson meist alle wichtigen Funktionen in Personalunion ausübt.
Die Initiative ist die Phase des Aufbruchs, des Gründergeists. Stellen Sie sich ein junges Startup vor, voller Energie, Leidenschaft und Tatendrang. In dieser Phase ist alles noch sehr informell. Man ist nah am Kunden dran, flexibel und kann schnell auf Veränderungen reagieren.
Aber mit wachsendem Erfolg und zunehmender Kompliziertheit kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem diese informelle Struktur nicht mehr ausreicht.
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2. Differenzierung: Wachstum und Transparenz
Mit wachsendem Erfolg und zunehmender Kompliziertheit kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem die informelle Struktur nicht mehr ausreicht. Die Aufgabenbereiche werden spezialisierter, es entstehen Hierarchien, Formalisierung und Spezialisierung. Das ist die Phase der Differenzierung.
Für die Weiterentwicklung des Unternehmens, muss ein »Apparat« geschaffen werden, der auf quantitatives Wachstum, Steuerbarkeit und Ordnung ausgerichtet ist. Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, werden Strukturen und Prozesse rationalisiert und automatisiert. Die Unternehmensidee tritt in den Hintergrund und die Steuerung des Unternehmens erfolgt zunehmend über Hierarchien.
Ist diese Phase bereits fortgeschritten, besteht die Gefahr, sich in der Differnzierung zu verlieren. Alles wird immer technischer und bürokratischer, wobei die menschlichen und sozialen Aspekte vernachlässigt werden. Wenn Strukturen zu Starr und unflexibel werden, leidet die Motivation der Mitarbeiter, Kreativität und Innovation bleiben auf der Strecke. Im schlimmsten Fall gerät das Unternehmen in eine ernste Krise, die auch zum Scheitern führen kann, wenn nicht bewusst der Übergang in die nächste Phase der Unternehmensevolution vollzogen wird.
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3. Integration: Vom Apparat zur Selbstführung
Die Phase der Differenzierung führt häufig zu einer Entfremdung von der ursprünglichen Unternehmensidee und zu einer Überbetonung von Strukturen und Prozessen. In der Phase der Integration geht es nun darum, das Unternehmen wieder auf verbindliche Werte und gemeinsame Ziele auszurichten.
Die Mitarbeiter werden in die Gestaltung des Unternehmens einbezogen und es entsteht eine Kultur der Selbstführung. Wenn im dialogischen Prozess ein Leitbild entsteht, durch das Mitarbeiter für sich selbst den Sinn des Unternehmens und den Zusammenhang mit ihren Fähigkeiten erkennen, können Menschen freiwillig zusammenarbeiten – es braucht kaum noch Steuerung.
In der Integration geht es also darum, das Unternehmen wieder menschlicher zu gestalten. Die Bedürfnisse der Mitarbeiter und der Konsumenten, und vor Allem die eigentliche Aufgabe – die Unternehmensidee – rücken in den Fokus. Man fördert Kreativität, persönliche Entwicklung und Eigeninitiative und versucht eine Kultur der Selbstverantwortung und Selbstführung zu schaffen. Wenn das gelingt, entsteht eine Arbeitsumgebung, in der Menschen ihr Potenzial wirklich entfalten können. So können Unternehmen sehr erfolgreich sein.
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4. Assoziation: Das Unternehmen im Weltzusammenhang
In der vierten und letzten Phase der Assoziation erkennt sich das Unternehmen als Teil eines größeren Ganzen. Es begreift seine Verantwortung für die Gesellschaft und die Umwelt und sucht die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Akteuren. Die Unternehmensidee wird im Weltzusammenhang der Menschheitsentwicklung verstanden und das Unternehmen leistet seinen Beitrag zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Wirtschaft.
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Der Übergang von einer Phase zur nächsten
ist meist von Krisen geprägt
Die aktuellen Krisen in Wirtschaft und Gesellschaft deuten darauf hin, dass sich viele Unternehmen an der Grenze von der Differenzierung zur Integration befinden. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen sich von starren Hierarchien und einer reinen Fokussierung auf Profit verabschieden und sich stattdessen auf Werte wie Zusammenarbeit, Transparenz und Sinnhaftigkeit besinnen. Der Freiheitsprozess bietet konkrete Ansätze und Methoden, um diesen Wandel aktiv zu gestalten und die Zukunft des Unternehmens aktiv zu gestalten.