»Kreativität« ist die Quelle des Fortschritts, der Ursprung neuer Ideen, neuer Produkte und neuer Lösungen. In der kreativen Weltwirtschaft wird diese Kreativität nicht länger durch Geldmangel oder Profitstreben gebremst, sondern durch ein neuartiges Denken über wirtschaftliche Assoziationen, Kredite, Investitionen und Subventionen gefördert und ermöglicht.
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Assoziationen: Zusammenschlüsse für das Gemeinwohl
Die Grundkonstellation der kreativen Weltwirtschaft sind wirtschaftliche Assoziationen. Das sind kooperative Zusammenschlüsse von verschiedenen Akteuren, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. An diesen Assoziationen beteiligen sich nicht nur Unternehmen, sondern auch Mitarbeiter, Lieferanten, Händler, Konsumenten und Banken. Darüber hinaus können auch Akteure wie Forschungsinstitute, Schulen oder z.B. Naturschutzinitiativen Teil der Assoziation sein. Die Bildung der Assoziationen orientiert sich an den Bedürfnissen der Konsumenten. Sie dienen dazu, die Koordination und Kooperation zwischen den verschiedenen Akteuren zu gewährleisten und gemeinsam Lösungen für die Bedürfnisse der Gesellschaft zu entwickeln.
Im Zentrum der Assoziation steht der Dialog. Durch geistreiche Beratungsgespräche werden Lösungen und Entscheidungen gemeinsam in einem dialogischen und demokratischen Prozess erarbeitet. Dabei geht es um weit mehr als nur um Zahlen, Daten und Fakten. Es geht um die Entwicklung gemeinsamer Werte, um Bedürfnisse, Fähigkeiten, Ideen, Qualitäten, Gemeinwohl und Sinn für das Ganze – das ist ein gemeinsamer Erkenntnisprozess.
Kredite: Vertrauen in die Zukunft
Ein weiteres Grundelement der kreativen Weltwirtschaft ist ein erweitertes Verständnis von Krediten. In diesem Modell bedeutet Kreditieren nicht, das Geld Anderer zu verleihen, sondern neues Geld für ein sinnvolles Unternehmen zu schöpfen. Dieser Schöpfungsakt findet in der Credit-Bank (C-Bank) statt. Die C-Bank ist eine »demokratische Bank«, die es heute noch nicht gibt, weshalb man sich diese Bank nicht leicht vorstellen kann. Die Aufgabe der C-Bank ist nicht profitorientiert, sondern beratend und forschend.
Bei der Kreditvergabe zählen nicht die Rendite und die materielle Sicherheit, sondern das Vertrauen in die Fähigkeiten und Ideen der Menschen. Dieses Vertrauen entsteht durch die intensiven Beratungsgespräche in der C-Bank, bei denen alle beteiligten Akteure die Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit des zu finanzierenden Unternehmens im Dialog erörtern. Das neu geschöpfte Geld wird nicht durch materielle Werte gedeckt, sondern durch »Zukunftsfähigkeiten«. Es wird sozusagen »aus Vertrauen in die Zukunft« geschöpft und dient so als »Zukunft-Ermöglichungs-Mittel«. Das Kreditgeld soll die Entfaltung der menschlichen Kreativität und Fähigkeiten ermöglichen, weil diese die Voraussetzung für jegliche Produktion sind. Die Produktion von qualitativ hochwertigen Waren, von dem, was bisher als »wertvoll« gilt, ist nur möglich, wenn Menschen ihre hochentwickelten Fähigkeiten zum Einsatz bringen.
Die Höhe der Kredite ergibt sich ausschließlich aus der Höhe der Einkommen der Mitarbeiter, welche sich wiederum aus den Bedürfnissen ergeben, die erfüllt werden müssen, um die Fähigkeiten des Einzelnen bestmöglich zu entwickeln. Hier geht es keinesfalls um Mindestlöhne oder Grundeinkommen, sondern um Volleinkommen. Da das Kreditgeld in der Buchhaltung geschöpft wird, kann es nicht zu wenig Geld geben, weshalb in Bezug auf die Einkommen auch aus dem Vollen geschöpft werden kann. Die Einkommen müssen aber trotzdem angemessen und gewissenhaft festgelegt werden, damit im Ganzen keine Verschwendung entsteht. Die Einkommen sind die einzigen Ausgaben der Unternehmen, weil am Ende jeder Wertschöpfungskette immer ein Mensch die Arbeit macht. Das bedeutet, dass auch das Geld für Maschinen, Vorprodukte oder Rohstoffe am Ende an einen Menschen als Einkommen fließt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Zinsen auf diese Unternehmenskredite nicht zulässig sind. Zinsen stören den Geldkreislauf, da sie Geldstauungen und Geldknappheit erzeugen. Die C-Bank selbst finanziert sich durch Gebühren für ihre Beratungsleistungen und kann, wie jedes andere Unternehmen, Kredite für ihre eigenen Ausgaben erhalten.
Investitionen: Gemeinsames Liefern und Verrechnen
Der Begriff von Investitionen unterscheidet sich hier grundlegend vom herkömmlichen Verständnis. Anstatt privates Geld in Aktien oder andere Finanzprodukte zu investieren, bedeutet Investieren hier, dass die assoziierten Unternehmen sich gegenseitig Produktionsmittel liefern. Der Begriff Produktionsmittel umfasst technische Anlagen und Maschinen, Handelswaren, Vorprodukte und Rohstoffe. Diese Produktionsmittel werden nicht »gekauft«, sondern geliefert und am Ende des Geldkreislaufs »verrechnet«.
Diese Vorgehensweise ist möglich, weil alle Unternehmen, die an der Assoziation beteiligt sind, bereits über Kredite von der C-Bank finanziert sind. Somit sind die Produktionsmittel im Gesamtzusammenhang bereits finanziert, und es bedarf keines zusätzlichen flüssigen Geldes. Die Verrechnung der Lieferungen erfolgt über die Ausgleichs- und Assoziations-Bank (A-Bank). Dabei handelt es sich um einen rechtlichen und buchhalterischen Vorgang, der dazu dient, die gegenseitigen Leistungen innerhalb der Assoziation zu regulieren.
Das Konzept der Investitionen in der kreativen Weltwirtschaft lässt sich mit dem Leihen im privaten Bereich vergleichen. Unternehmen »leihen« sich gegenseitig die benötigten Produktionsmittel für die Dauer ihrer Verwendung. Der Unterschied besteht darin, dass diese Vorgänge nicht auf privater Ebene, sondern innerhalb der gemeinschaftlichen Produktion stattfinden. Produktionsmittel sind somit kein Privateigentum, sondern sie gehören der Assoziation und werden nach Bedarf zwischen den Unternehmen verteilt.
Subventionen: Ausgleich von Über- und Unterschüssen
Subventionen spielen eine wichtige Rolle im Ausgleich der Geldkreisläufe innerhalb der kreativen Weltwirtschaft. Sie dienen dazu, Über- und Unterschüsse zwischen Unternehmen innerhalb einer Assoziation auszugleichen. Überschüsse entstehen, wenn ein Unternehmen mehr Einnahmen erzielt, als es für die Ablösung seiner Kredite benötigt. Unterschüsse treten auf, wenn die Einnahmen nicht ausreichen, um Kredite zu tilgen.
Im Gegensatz zum herkömmlichen Verständnis, wo Subventionen in der Regel staatlich organisiert sind, erfolgen sie in der kreativen Weltwirtschaft durch freiwilliges Engagement der assoziierten Unternehmen. Unternehmen mit Überschüssen »beschenken« Unternehmen mit Unterschüssen, um sicherzustellen, dass alle Unternehmen ihre Kredite an die C-Bank zurückzahlen können. Die Entscheidung über die Höhe und Verteilung der Subventionen wird in den Assoziationen getroffen und basiert auf dem gemeinschaftlichen Verantwortungsbewusstsein der beteiligten Unternehmen.
Das Unternehmen ihre Überschüsse an unterschüssige Unternehmen freiwillig abgeben, klingt aus heutiger Sicht erstmal völlig unverständlich. Für diesen Ausgleich von Über- und Unterschüssen ist es wichtig zu verstehen, dass in diesem Modell niemand einen Überschuss, also einen Gewinn braucht, denn: alle Einkommen sind bereits bezahlt, auch die der Unternehmer; alle Produktionsmittel sind finanziert; alle Kredite können abgelöst werden; für zukünftige Unternehmungen wird erneut Kredit gegeben. Keiner der logisch Denken kann, braucht in diesem Zusammenhang einen Profit – ganz im Gegenteil wird hier schnell klar, dass die private Entnahme von Gewinnen aus den Unternehmen den gesamten Kreislauf schädigt. Außerdem arbeitet in der Assoziation niemand für sich allein, sondern alle Unternehmen arbeiten gemeinsam, um die bestehenden Notwendigkeiten zu bewältigen – die Kredite wurden aus der Assoziation heraus gegeben, also müssen sie am Ende auch dahin zurückfließen.
Der Kreislauf schließt sich
Assoziationen, Kredite, Investitionen und Subventionen sind eng miteinander verbunden und bilden den Kreislauf der kreativen Weltwirtschaft.
- In den Assoziationen werden die Bedürfnisse der Konsumenten ermittelt und die Produktion geplant. Dabei spielen die Beratungsgespräche in der C-Bank eine wichtige Rolle, in denen die Sinnhaftigkeit der Unternehmen und die Höhe der benötigten Kredite im Dialog festgelegt werden.
- Die C-Bank schöpft neues Geld und vergibt zinsfreie Kredite an die Unternehmen. Dieses Geld fließt als Einkommen an die Mitarbeiter, welche so ihre Bedürfnisse erfüllen können, ihre Fähigkeiten entwickeln und in die Produktion einbringen können, um die benötigten Waren herzustellen.
- Die Unternehmen liefern sich gegenseitig Produktionsmittel und verrechnen diese über die A-Bank. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Unternehmen mit den notwendigen Ressourcen versorgt sind, ohne dass zusätzliche finanzielle Mittel benötigt werden.
- Das als Kredite geschöpfte Geld fließt vollständig an die Mitarbeiter der Unternehmen und steht für deren Konsum zur Verfügung. Wurden die Fähigkeiten, Bedürfnisse und Einkommen der Mitarbeiter richtig eingeschätzt, werden im Ganzen alle Einkommen für Konsum, also für die von den Unternehmen hergestellten Waren, ausgegeben. Das bedeutet, am Ende des Kreislaufs fließt alles Geld zurück zu den Unternehmen.
- Fließt am Ende des Geldkreislaufs das Geld zurück, werden die Über- und Unterschüsse zwischen den Unternehmen durch Subventionen ausgeglichen. Unternehmen mit Überschüssen unterstützen Unternehmen mit Unterschüssen, damit alle Unternehmen ihre Kredite tilgen können.
- Die Kredite werden an die C-Bank zurückgezahlt, das Geld wird vernichtet, und der Kreislauf beginnt von Neuem.
Die kreative Weltwirtschaft stellt ein ambitioniertes Modell dar, das eine grundlegende Transformation unserer Denkweise über Wirtschaft und Geld erfordert. Es verspricht eine gerechtere, nachhaltigere und freiheitlichere Wirtschaftsordnung, die die Entfaltung des menschlichen Potenzials in den Mittelpunkt stellt. Die Umsetzung dieses Modells ist mit Herausforderungen verbunden, aber die Chancen, die es bietet, sind enorm und lohnen die Anstrengung.